HR-Trends 2023
Zehn Themen, die wichtig sein werden
Zum Jahresanfang werden allerlei Trends ausgerufen. Bei meinen HR-Trends geht es mehr um die Themen, die in 2023 aus meiner persönlichen Erfahrung wichtig sein werden. Es geht nicht darum, vermeintlichen Trends hinterherzulaufen, sondern darum, rechtzeitig die richtigen Weichen bei essenziellen Themen zu stellen. Hier die Themen in Impulsform:
Die aktuelle Marktlage
Bevor wir zu den zehn Themen kommen, ein kurzer Blick auf die aktuelle Marktlage:
Noch vor einem Jahr dachten wir, dass es jetzt vorbei sei mit den großen Herausforderungen. Es zeichnete sich ab, dass Corona im Laufe von 2022 endemisch werden könnte. Wir waren positiv gestimmt, dass wir mal wieder in den Regelbetrieb kommen würden. Ein Jahr später sind wir schlauer und die Liste der Themen, die uns beschäftigen, ist eher länger als kürzer geworden.
Trotzdem zeigt sich die deutsche Wirtschaft erfreulich robust und es wird sogar ein leichtes Wachstum für 2023 prognostiziert.
Doch wie sieht es auf dem Arbeitsmarkt aus? Hier hat sich am Fachkräftemangel nichts geändert und dieser demografisch zu begründende Rückgang des Fachkräfteangebots fängt gerade erst an.
Wir sind gut beraten, unsere Leistungsträger:innen langfristig zu binden und uns auf einen härter werdenden Wettbewerb um Fachkräfte einzustellen.
NEWWORK – Die Mischung macht’s
Nach fast drei Jahren Ausnahmezustand müssen wir nun ins lange beschriebene New Normal kommen. In allen Unternehmen wird mit Hochdruck daran gearbeitet, Konzepte, Absprachen und Regelungen zu finden, die unsere veränderte Arbeitswirklichkeit abbilden können. Allerorts geht es um das richtige Maß zwischen Homeoffice und Büro, Flexibilität und Verbindlichkeit. Büros werden weiter zentrale Punkte unserer Zusammenarbeit bleiben. Jetzt gilt es allerdings neue Bürokonzepte umzusetzen, die den neuen Anforderungen gerecht werden.
BINDENSTATTFINDEN – Fachkräfte sichern
Bei allen Anstrengungen, neue gute Leute für das Unternehmen zu gewinnen, dürfen die aktuellen Leistungsträger:innen nicht vergessen werden. Wer im Unternehmen bleibt, muss nicht ersetzt werden. Deswegen ist Binden ein elementarer Teil des Recruitings.
Jetzt ist es ratsam, der Belegschaft mit temporären monetären Entlastungen entgegenzukommen, um die gestiegenen Lebenshaltungskosten auszugleichen. Hier ist die Inflationsausgleichsprämie ein sehr adäquates Mittel.
In Zeiten wie diesen kommt es auf Kommunikation und Führung an. Wir müssen weiterhin nah an unseren Teams sein, um auf deren Bedürfnisse reagieren zu können. Die unmittelbare Führungskraft und das eigene Team, in dem jemand arbeitet, machen den Unterschied und erzeugen Bindung. Hier lohnt es sich, zu investieren. Insbesondere nach coronabedingter Distanz am Arbeitsplatz.
Ein Rundumsorglospaket aus schönen Benefits runden die Bindung meiner Einschätzung nach bestenfalls ab, machen aber nicht den Unterschied.
WORKLIFEBALANCE – neue Ansprüc
Nicht nur bei den nachrückenden Generationen wächst der Wunsch nach „Mehr im Leben“ als „nur“ Arbeiten. Dem müssen Arbeitgeber gerecht werden. Flexible Arbeitszeitmodelle, Arbeitszeitreduzierungen und Sabbaticals werden immer mehr zur Normalität. Wer hier konkrete Angebote formuliert, bindet gute Leute und macht sich attraktiv für neue Zielgruppen.
DIGITALHR – Jetzt eine Notwendigkeit
Durch Digitalisierung und Automatisierung im HR-Bereich können sich Unternehmen frei machen von Standardaufgaben und mehr Raum schaffen für die Aufgaben, die wirklich wichtig sind. Idealerweise sollten digitale Tools Beschäftigten den Mehrwert an Informationen und Funktionen bieten, der inzwischen erwartet wird. Jetzt geht es darum, bei steigenden Anforderungen und immer neuen Verwaltungsaufgaben nicht zu versuchen, das HR-Team personell aufzustocken, sondern in Digitalisierung zu investieren. Wichtig ist es, neue Disziplinen und Köpfe im HR-Team zu etablieren, die digitaler und technischer ausgerichtet sind und die mehr Service-, Vertriebs- und Marketingerfahrung mitbringen.
AI&KI – People Analytics als Wettbewerbsfaktor
Beim Thema KI und AI geht es nicht nur um BI und schöne Dashboards. Es geht darum, aus vorhandenen Daten neue Erkenntnisse zu ermitteln, die einen Mehrwert für Entscheidungen liefern. Für Recruiting, Personalentwicklung, Wissensmanagement, Forschung und Entwicklung, aber vor allem für strategische Unternehmensentscheidungen. Es geht darum, sich dadurch einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.
MITVERTRAUEN – New Leadership
Die vergangenen drei Jahre waren für uns alle herausfordernd. Besonders herausfordernd waren sie für Führungskräfte. Es hat sich gezeigt, dass in Zeiten des Wandels neue Führungsstile in den Unternehmen etabliert werden müssen.
Dezentral arbeitende und immer internationaler werdende Teams sind und bleiben die Normalität. Führungskräfte müssen in der Lage sein, solche Teams anzuleiten.
Klassische Manager sind überholt. Wir brauchen gute, kooperative, vertrauensvolle und unterstützende Führungskräfte. Der Begriff „Servant Leadership“ macht in immer mehr Unternehmen die Runde. Dabei steht das Team im Focus des Handelns der Führungskraft und bringt es dadurch zu Höchstleistungen.
Dazu bedarf es neuer Führungstools und -methoden. Führungskräfte müssen befähigt und entwickelt werden. Neue Führungskräfte müssen für die Unternehmen gewonnen werden.
INENGLISHPLEASE – Internationalisierung
Wie schon eingangs erwähnt, wird sich der Fachkräftemangel in den kommenden Jahrzehnten noch deutlich verschärfen. Ohne eine gezielte Zuwanderung von Fachkräften werden wir nicht mehr wettbewerbsfähig sein.
Unternehmen müssen internationaler werden und benötigen erhebliche Unterstützung von Behörden und Entscheidungen, Rahmenbedingungen, Regelungen und Maßnahmen der Politik.
HR unterstützt und organisiert dabei diesen Prozess, damit Führungskräfte und Teams diesen Weg der Internationalisierung mitgehen können.
Dabei geht es um viele Themen: sprachliche Entwicklung der Teams, interkulturelle Trainings, neue Anforderungen in der Verwaltung und organisatorische Unterstützung beim Onboarding neuer Fachkräfte aus dem Ausland.
FORABETTERFUTURE – Nachhaltigkeit
HR kann im Kleinen Nachhaltigkeitstreiber und -Coach im Unternehmen sein. Letztendlich muss aber das ganze Unternehmen auf Nachhaltigkeit ausgerichtet werden. Dabei geht es nicht um Greenwashing, sondern um authentische und gelebte Nachhaltigkeit.
Der Nachhaltigkeitsbericht, der ab 2023 für noch mehr Unternehmen zur Pflicht wird, sollte als Chance für den Wandel verstanden werden. Die ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance) können Richtschnur sein.
Nachhaltigkeit wird mehr und mehr Wettbewerbsfaktor bei Kunden, Kandidaten und Lieferanten.
GENZ – Wie tickt die Generation Z?
Die viel beschriebene Generation Z wird immer wichtiger für die Unternehmen. Was treibt diese Zielgruppe an? Was macht sie so anders?
Ein zentraler Punkt: Sie besitzt eine andere Grundeinstellung zur Arbeit im Vergleich zu früheren Generationen. Arbeit ist nicht alles – Arbeit muss sich mehr mit dem Leben vereinbaren lassen.
Ist diese Einstellung verwerflich? Ich denke nicht. In der aktuellen Arbeitsmarktlage lässt sie sich auf jeden Fall umsetzen. Und das heißt nicht, dass die Generation Z nicht leistungsbereit ist – nur eben nicht um jeden Preis.
Unternehmen sind gut beraten, sich auf die Bedürfnisse der nachkommenden Generationen im Unternehmen einzustellen und diese ernst zu nehmen.
COACHINGHR – HR gestaltet den Wandel
Wir sind mitten im Changeprozess. Vieles, worüber jahrzehntelang philosophiert wurde, ist in den letzten Jahren schon real geworden.
HR kann diesen Wandel gestalten und muss diesen als Chance sehen und vorleben.
Dabei geht es vor allem darum, agiler zu arbeiten, Prozesse im HR-Bereich, aber auch im gesamten Unternehmen zu digitalisieren und die Teams auf diesen Weg mitzunehmen. Auch bei den Themen Internationalisierung, Diversity, Inklusion und Weiterentwicklungsmöglichkeiten gestaltet HR den Rahmen, lebt vor und stellt Tools und Methoden.
Über den Verfasser:
Simon Klingenmaier
- Bereichsleiter der ISO-Gruppe am Standort Würzburg
- Lehrbeauftragter für Personalmanagement und Recruiting an der THWS
- Initiator und Organisator des HR-Netzwerks Mainfranken
- Initiator und Vorstandsvorsitzender des IT-Verbands Mainfranken e. V.
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